Die Tage im Coronamodus sind schon extrem facettenreich und Viele werden durch die Herausforderungen an ihre Grenzen gebracht und manchmal auch ein Stück darüber hinaus. Manche rotieren zwischen Homeoffice, Homeschooling, Videotelefonie und Beziehungsstress, während andere sich in großer Einsamkeit eingesperrt fühlen. Während sich für Manche fast nichts verändert hat, kam für andere Sterben und Tod. Daneben entdecken andere neue Potentiale und innovative Lösungen, die ohne Corona vielleicht unentdeckt geblieben wären. Einige empfinden die “selbstverständlichen” Einschränkungen der Grundrechte als eine große Zumutung und sorgen sich um unsere politische Kultur, weil der “Zweck” alle Mittel heiligt und eine handvoll Experten unsere persönlichsten Geschicke lenkt; weil die sonst verlässlichen Korrektive zu fehlen scheinen, in Parlamenten kaum noch diskutiert wird, weil Medieninhalte nahezu unisono in unsere Wohnstuben schwappen.
Und dies alles spiegelt sich in unseren Seelen wieder. Es gibt Angst, Überforderung, Unverständnis, Überdruss, Wut und Ohnmacht aber auch Tapferkeit, Zuversicht, Hoffnung, unverhoffte Freuden, Entdeckungen, zündende Ideen.
Ich zum Beispiel habe mit Zeit und Muße Freude am Brotbacken mit Sauerteig gefunden: Angefangen vom richtigen Umgang mit dem Sauerteig, über die Herstellung und Bearbeitung des Teiges, zum Backen (was für ein Geruch) und dem freudigen Anschneiden. Und mein letztes Brot (siehe oben) sah doch für mich tatsächlich so unwiderstehlich aus, wie es nur manchmal bei den leckersten Bäckern der Welt zu finden ist.
In unserem letzten Zoom-Godi gab es eine geführte Meditation zum Thema: “Alles hat seine Zeit”. Vor dem Hintergrund meiner Brotbackfreuden überkam mich dabei die Erkenntnis, dass Jesus einmal über sich gesagt hat: “Ich bin das Brot des Lebens” (Joh. 6,35).
Brot steht dabei für unsere gute Versorgung. Jesus weiß also um unsere Bedürftigkeiten, die uns in diesen Tagen besonders deutlich vor Augen stehen. Er kennt unsere Gefühle von Überforderung und Unverständnis, von Ohnmacht und Angestrengtheit. Er weiß, dass wir neue Kräfte brauchen, wenn die alten aufgebraucht sind. Er kennt das Bedürfnis nach Ruhe, Rückzug und Abstand, nach Schweigen genauso wie das Bedürfnis aus der Einsamkeit herauszubrechen, sich mitzuteilen, Zeit miteinander zu teilen, Verständnis zu finden, vertrauen zu können, sich bewegen zu können, Selbstbestimmtheit und Selbstwirksamkeit zu erfahren, eine Zukunftsperspektive zu haben oder gemeinsam die Welt zu retten.
Er will für alle diese Dinge unser Versorger sein und ist derjenige, der uns in allem 100 % versteht. Das galt schon vor Corona und gilt auch während der Epidemie. Auch wenn angesichts der großen Nöte auf dieser Welt für mich da viele Fragezeichen bleiben, will ich doch versuchen, mich diesem Gott anzuvertrauen mit all meinen Bedürftigkeiten; und ich will versuchen meine Nächsten zu sehen, zu erkennen und anzuerkennen, was sie bewegt. Sie und mich dabei grundsätzlich auch und vor allem von Gott gesehen zu wissen, ermutigt mich.
M.F.