"Es ist schwer, am Leben zu verzweifeln, wenn man tagtäglich mit Jesus Liebe konfrontiert wird"
Das ist meine Erfahrung aus 7 Monaten Kloster-Leben. Das Leben in einer Gemeinschaft, die ihren gesamten Tagesablauf darum strickt, im Gespräch mit und über Jesus zu sein, die in dieser Nähe zu Jesus nicht engstirnig wird, sondern deren Herzen immer weiter werden und immer liebevoller in die Welt blicken - das hat mir mega gut getan und mich angeregt, manch Gutes mit in meinen Alltag zu nehmen.
Aber wie schon Bonhoeffer wohl mal gesagt hat: Der Jesus im Gegenüber ist mir näher als der Jesus in mir. ("Der Christus im eigenen Herzen ist schwächer als der Christus im Worte des Bruders.")- Sich selbst glaubhaft dieser Liebe zu vergewissern, fällt manchmal echt schwer - vor allem, wenn das Leben mal wieder nicht locker flockig geradeaus geht.
Auch deshalb gibt es wohl Gemeinden - Gemeinschaft mit anderen Menschen, die von dieser Liebe angesteckt wurden. Und in dieser Gemeinschaft gibt es dann verschiedene Arten, dieser Liebe zu begegnen - in gemeinsamen Gebetszeiten, im Lobpreis, Meditation, Konzerten, Gesprächen an der Feuertonne, Kaffeeklatsch, Predigten, Seelsorge, ...
Im Kloster habe ich noch eine - vielleicht gewöhnungsbedürftige - Form kennengelernt: das liturgische Gebet.
Ich habe es schätzen gelernt als eine Art Meditation. Innehalten im Alltag, mich zu festgelegten Uhrzeiten in meinen Tätigkeiten unterbrechen zu lassen und meinen Blick auf den zu lenken, der mir als Liebe in Person begegnet.
Einem Gedanken nachzugehen, der mir in der Gebetszeit begegnet und zu erspüren, dass das gerade in meinen Alltag spricht.
Durch Wiederholungen einfache Wahrheiten vom Kopf ins Herz sinken zu lassen.
Mich überwinden, zu beten und anzubeten, obwohl sich gerade alles in mir dagegen wehrt, ich nichts anbetungswürdiges sehe und erlebe - und hinterher dennoch befriedeter aufzustehen, als ich gekommen bin.
Worte für das zu finden, was sich wortlos in mir auftürmt und mir die Sprache verschlägt.
Mich und mein Erleben zu reflektieren und herausfordern zu lassen - warum macht mich z.B. dieser eine Vers da so wütend? Was hat das mit meiner Vergangenheit/Gegenwart/Zukunft zu tun? Mit meinem Gottesbild?
Oder einfach mal 30min zu schweigen, nix zu tun, nix zu leisten, nix zu denken. Einfach zu atmen. Oder dem Wunder nachzuspüren, dass Jesus IN MIR ist und ich gleichzeit IN IHM geborgen bin - wie funktioniert das!? Was bedeutet das? Was macht das mit mir?
Die Gebetszeit als eine stehende Einladung zu erleben, um mitzubeten, Jesus zu begegnen - ohne dass sie von mir abhängig wäre. Es wir gebetet - ob ich da bin, oder nicht. Ich darf einstimmen, ich darf fern bleiben, ich darf zuhören, ich darf sein.
Das ist das, was ich in liturgischen Gebetszeiten erlebe, wenn ich erwartungsvoll aber ergebnisoffen mein Herz öffne. Das ist aber auch kein Automatismus und kein Gesetz - ich weiß nicht, wie Gott jemand anderem begegnet.
Aber weil ich das als wertvoll erlebt habe und erlebe, möchte ich gerne einen Ort ermöglichen , an dem auch andere diese Begegnungsmöglichkeit haben - mitten im Alltag, ohne ins Kloster gehen zu müssen.
Vielleicht wünschst du dir ja mehr Gottesbegegnungen und spürst in dir eine Idee, dass diese Form für dich interessant sein könnte - dann sehen wir uns vielleicht mal dienstags zum liturgischen Gebet, 18.00- 18.30 Uhr. Einmal, mehrmals, regelmäßig - wie es in deinen Alltag und zu deinen Bedürfnissen passt.
Ich freue mich über jeden und bilde mir ein, dass Jesus sich auch auf eine Begegnung mit dir freut - denn in der Bibel steht: _'Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind (*in welcher Form auch immer), da bin ich mitten unter ihnen.'
Eva