Beim Hören eines Podcasts vor einiger Zeit bin ich auf eine Art Gedicht gestoßen. Da das in Englisch ist hab ich mit Hilfe meiner Muttersprachler-Freunde eine Übersetzung gewagt. Ich selbst bin keine Mutter, aber ich hab eine ;-) und weiß, dass die Beziehung zur Mutter nicht immer die einfachste ist und sicherlich eine Menge Stoff für viele Therapiestunden liefert. Dennoch ist diese Verbindung eine ganz einzigartige und mit nichts anderem zu vergleichen. Für mich zeigt der folgende Text eine wundervolle Parallele zur Beziehung zwischen Gott und uns Menschen auf. Ich vermute, dass Mamas ganz nah dran sind an dem Wesen Gottes und vielleicht sogar besser nachempfinden können, wie es wohl Gott mit uns manchmal geht. Aber lest selbst:

Gott, unsere Mutter

Eine Mutter zu sein heißt leiden
sich im Dunkeln abrackern,
ausgedehnt und zerrissen
halb nackt Demütigungen ausgesetzt,
Erniedrigungen erlegen - dem neuen Leben zuliebe.

Eine Mutter zu sein heißt sagen zu können
"Dies ist mein Leib, für dich gebrochen"
und im nächsten Moment - als Antwort auf den geschaffenen existenziellen Hunger -
"Dies ist mein Leib, nimm und iss"

Eine Mutter zu sein heißt sich selbst entäußern,
weder zu schlummern noch zu schlafen,
so aufmerksam achtest du auf alle Geräuche in der Nacht.
Du bietest dich selbst als Trost an und
die Gewissheit "ich bin da"

Eine Mutter zu sein heißt zu weinen,
über die Streitigkeiten, Ausgrenzungen und Verletzungen,
die sich deine Kinder gegenseitig antun
heißt sich sehnen nach Versöhnung und geschwisterlicher Liebe
und - schließlich und endlich - alle Parteien, den Täter und das Opfer,
in deiner Umarmung zu versammeln und in ihre Ohren zu flüstern,
dass sie geliebt sind.

Eine Mutter zu sein heißt verletzlich sein,
missverstanden
beschimpft werden
verantwortlich gemacht zu werden für den Kummer der verunsicherten Kinder,
die sonst nicht wissen wohin mit ihrer Angst über ihr eigenes Dasein
in diesem verwirrenden Universum.

Eine Mutter zu sein heißt auf deinen Hüften zu tragen diejenigen,
die dein Abbild sind
ihr Gewicht zu ertragen
dich freuen über ihre erwiderte Liebe
entzückt zu sein über ihr Staunen
bluten im Angesicht ihres Schmerzes

Eine Mutter zu sein heißt in einem Moment
der Gefühlsduselei angeklagt zu werden,
im nächsten der Ungerechtigkeit.
Der Adressat von endlosen Forderungen zu sein,
der Empfänger ständiger Beschwerden
Die Kennerin der unendlichen tiefen Bedürfnisse.

Eine Mutter zu sein heißt ein Künstler zu sein
Ein Schatzmeister von vergangenen Erinnerungen
Eine, die unerzählte Geschichten zu einem neuen Geflecht webt
Seherin von Lebenswegen, die sich in der Ferne abzeichnen.

Eine Mutter zu sein heißt die erste Stimme zu sein,
die gehört wird und die erste, die missachtet wird.
Eine, die Kaputtes wieder flickt,
die verzweifelte Kinder tröstet mit den Händen,
die sie auch schufen.

Eine Mutter zu sein heißt ein Prüfstein und die Quelle sein
Namesgeber
Identitäts-Präger
Lebensspender
Lebensgestalter
Empathiker
Heiler
und ursprüngliche Liebe.

Zum Nachlesen oder Nachhören im Originalton:

Nächster Beitrag Vorheriger Beitrag