Das Thermometer zeigt minus 7 Grad. Es ist gefühlt arschkalt und mein Sohn schreit laut, nein, er zieht die Skihose nicht an! Er will das Ding erst anziehen, wenn wirklich Schnee liegt. Als er beim Rausgehen selbst in den Genuss der Außentemperatur kommt, nimmt er murrend seine Handschuhe, ruft wütend, geh rein Mama, sonst gehe ich nicht zum Bus.
Langsam verdrücke ich mich in den Hauseingang und frage mich verblüfft, warum er lieber frieren will.
Später beim Einkaufen treffe ich eine Freundin. Sie sieht fertig aus und erzählt mir von einem schlimmen Gespräch mit ihrem Chef. Der Chef kritisierte massiv ihre Arbeit und meinte, er hätte schon jemand anderen, den er einstellen könne.
Da war mir wieder kalt, doch diesmal nicht wegen der Außentemperatur. Das Positive in dem Ganzen ist, dass meine Freundin schon seit ein paar Wochen ein Angebot für einen neuen Job in einer Firma mit besserem Betriebsklima hat, sie braucht diesen Job bloß noch zuzusagen.
Und, frage ich erfreut, was wirst Du machen? Ich weiß nicht, sagt sie, ich kann doch meine Kollegen nicht im Stich lassen.
Nachdenklich fahre ich nach Hause. Mir kommt der Gedanke an die Skihose meines Sohnes. Er hat die Möglichkeit, das Ding zu tragen, doch er friert lieber, weil er die Hose nicht cool findet. Meine Freundin kann eine neue Arbeit machen und will den Kollegen zuliebe bleiben, selbst wenn sie weiter unter dem Chef leidet und der andere Job weg ist.
Wie oft gibt es in unserem Leben Möglichkeiten, die Schutz vor Kälte bieten, wie die Skihose und die wir nicht nutzen, weil wir denken, damit nicht cool zu sein? Warum haben wir oft Angst davor, Hilfe anzunehmen?
Ich bete intensiv für meine Freundin und hoffe, dass sie sich traut, eine für sie gute Wahl zu treffen.
Zwei Wochen später frage ich vorsichtig nach, wie sie sich entschieden hat. Sie will die neue Arbeit beginnen und es geht ihr gut. Das haut mich erstmal um, ehrlich, damit hatte ich nicht gerechnet! Ich freu mich riesig und bedanke mich bei Gott.
Geht doch!

Conny (tanzt gerne, liebt Ruhe, Musik, Wasser und Wind)

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